Zweites Rennen, zweite Medaille bei der Eisschnelllauf-WM in Inzell für Vanessa Herzog!
Die Weltmeisterin über 500 Meter muss sich über 1.000 Meter nur der US-Amerikanerin Brittany Bowe geschlagen geben, die in 1:13,414 Minuten eine Fabelzeit und Streckenrekord ins Eis brennt.
Herzog kann auf der ersten Runde gut mithalten und ist auf drei Hundertstel dran, am Ende stehen aber doch 0,97 Sekunden Rückstand zu Buche. Damit schiebt sich die 23-Jährige um fünf Hundertstel vor Nao Kodaira (Japan), die Bronze holt.
Mit ihrer Laufzeit von 1:14,38 Min. verbessert Herzog ihre persönlche Saisonbestleistung um 18 Hundertstel.
Bowe momentan zu stark
Mit diesem Erfolg toppt Herzog ihre große Vorgängerin Emese Hunyady, sie ist nun die erste Österreicherin mit zwei WM-Medaillen bei einer Auflage von Einzelstrecken-Weltmeisterschaften. Die "Eisgräfin" hatte ihre drei in verschiedenen Jahren geholt.
Brittany Bowe besiegte Weltrekordlerin Nao Kodaira im vorletzten der zwölf Paare klar, legte eine 1:13,41 aufs Eis. Herzog war ins letzte Paar gelost worden und hat sich das Top-Duell Bowe - Kodaira angesehen. "Brittanys Zeit ist schneller als meine Bestzeit und es war realistisch, dass ich das nicht schaffe", erklärt Herzog nach dem Rennen. "Die Zeit von Nao, habe ich gewusst, das kann ich schaffen."
Und die Europameisterin verdränge die Japanerin um fünf Hundertstel auf den Bronze-Rang, nachdem sie am Vortag deren seit 2016 gelaufene 500m-Siegesserie um acht Hundertstel beendet hatte.
"Sie wird ein Trauma haben mit mir", meint Herzog schmunzelnd. Mit einer Reaktion der 32-jährigen Asiatin in zwei Wochen bei den Sprint-Weltmeisterschaften in Heerenveen ist zu rechnen. Aber auch da wird Herzog mitreden, in Addition hatte sie in Inzell die schnellste 500/1.000m-Zeit.
Ein Achterl zur Belohnung
Nach dem Trubel infolge des 500m-Triumphs hatte Herzog ab Freitagabend nach Bekanntgabe der Auslosung den Fokus auf die 1.000 m gefunden. "Diesmal war es ein Achterl Rot", verrät Trainer-Ehemann Thomas Herzog, dass es bei dem bei ihnen vor großen Rennen üblichen Ritual - als Belohnung für WM-Gold - diesmal die doppelte Wein-Menge gegeben habe.
Vanessa Herzog: "Ich habe den Erfolg gut vergessen können, habe mich nur auf den 1000er fokussiert."
Die Herzogs hatten eine exakte 1.000m-Marschroute ausgegeben, und die gebürtige Innsbruckerin hielt sich auf das Zehntel genau an die Zwischenzeit-Vorgaben. "Mein Plan war, sehr, sehr schnelle 600 zu laufen", erläutert Vanessa Herzog. "Das habe ich gut hingekriegt. Und in der zweiten Runde bin ich nicht so 'gestorben' wie die letzten Male. Das Wegstecken der Belastung vom 500er haben wir also gut hingekriegt. Deswegen bin ich sehr happy."
Erneut Fehlstart der Laufpartnerin
Wie über 500m, als Bowe einen Fehlstart hinlegte, hatte mit der Russin Darya Katchanova auch diesmal Herzogs Laufrivalin einen Fehlstart hingelegt. So etwas hat sich zuletzt immer als gutes Omen gezeigt.
Thomas Herzog konnte sich auch nicht mehr als Silber wünschen. "Das ist das Optimum. Das war über die ganze Saison ihr bester Lauf über 1.000m. Es hat alles hingehauen. Brittany ist stärker momentan. Das heißt nicht, dass sie immer stärker bleiben wird, aber sie ist derzeit stärker."
Überaus positiv fällt natürlich auch das Resümee der Aktiven selbst aus. "Ich kann mich nicht beschweren mit Gold und Silber. Eine Medaille habe ich mir erträumt, egal welche. Der 500er war perfekt und der 1000er sehr, sehr zach. Aber es war ein geiles Rennen." Mit der Familie ging es danach auch noch zum Abendessen.
Die Heimreise ist für Sonntag geplant, die Anreise zu den Sprint-Weltmeisterschaften in den Niederlanden ist für Donnerstag vorgesehen.
Sieg auch an einem Nebenschauplatz
Herzog wurde in der "Max Aicher Arena" wieder von einer Gruppe österreichischer Fans angefeuert, aber merkbar auch von den zahlreichen Niederländern, deren Applaus ihr natürlich auch nach dem Rennen sicher war.
"Man merkt, die Holländer mögen das ganz gerne, wenn irgendwelche Einzelkämpfer aus großen Teams erfolgreich sind. Man wird auch in Holland auf der Straße überall angesprochen."
An der Nebenfront gab es übrigens beim Weltcup-Finale der Junioren in Baselga di Pine einen österreichischen Sieg über 3.000m durch Gabriel Odor. Der 18-jährige Tiroler hatte vor zwei Wochen im Massenstart seinen ersten Junioren-Weltcupsieg gefeiert und gilt nächstes Wochenende bei den Junioren-Weltmeisterschaften ebenso in Baselga di Pine als Medaillenhoffnung. Bisher hat außer Herzog nur Armin Hager Junioren-WM-Edelmetall geholt.
Bisherige WM-Medaillen von Österreichern in der allgemeinen Klasse:
GOLD (3):
Emese Hunyady 1994/Allround Butte/USA
Hunyady 1999/Einzelstrecke 1.500 m Heerenveen
Vanessa Herzog 2019/Einzelstrecke 500 m Inzell
SILBER (4):
Karl Wazulek 1938/Allround Davos
Hunyady 1992/Allround Heerenveen
Hunyady 1993/Allround Berlin
Herzog 2019/Einzelstrecke 1.000 m Inzell
BRONZE (4):
Max Stiepl 1937/Allround Oslo
Michael Hadschieff 1987/Allround Heerenveen
Hunyady 1996/Einzelstrecke 1.000 m Hamar
Hunyady 2000/Einzelstrecke 1.500 m Nagano
Anmerkung: Liselotte Landbeck holte in Oslo 1933 Allround-Gold, diese Titelkämpfe werden aber vom Internationalen Verband (ISU) nicht offiziell anerkannt. Allround-WM für Damen gibt es erst seit 1936.