Als der Weltcuptross der Kunstbahnrodler zum Auftakt der vergangenen Saison zum bisher letzten Mal in Innsbruck-Igls zu Gast gewesen ist, hat Österreichs Team mit acht Siegen in acht Rennen neue Maßstäbe gesetzt.
Ganz so ging es nicht weiter, bei den EM-Rennen im Jänner 2023 in Sigulda blieb die ÖRV-Equipe gar medaillenlos. Dieses Wochenende finden die Kontinentaltitelkämpfe nun in Igls statt, die Heimischen hoffen auf den erneuten Coup. Die jüngsten Ergebnisse lassen hoffen.
Die beiden Siege am vergangenen Wochenende in Winterberg von Madeleine Egle im Einsitzer der Frauen und Juri Gatt/Riccardo Schöpf im Männer-Doppelsitzer dürfen als gutes Zeichen gewertet werden.
"Der Sieg in Winterberg war eine tolle Generalprobe für die EM, weil sich die Bahnen doch sehr ähnlich sind", sagte Egle nach ihrem trotz Schulterblessur in Nordrhein-Westfalen eingefahrenen Erfolg. Für sie geht es auch um den Gesamt-Weltcup, aktuell ist sie 55 Punkte hinter der ein wenig an Kopf- und Nackenschmerzen leidenden Deutschen Julia Taubitz Zweite.
Eigentler erwartet Krimi: "An der Spitze geht es brutal eng her"
Schöpf hält die Rückkehr auf die Heimbahn für "eine tolle Sache. Winterberg ist im unteren Teil mit den kurzen und schnellen Labyrinth-Kurven ähnlich zu fahren, das kommt uns entgegen." Auch das Duo Wolfgang Kindl/Thomas Steu hat das Zeug für den Sieg.
Im Männer-Einsitzer hat es für den ÖRV in Winterberg zwar erstmals in dieser Saison nicht mit einem Top-3-Rang geklappt, mit Kindl, Weltmeister Jonas Müller sowie Nico und David Gleirscher hatten aber vier ÖRV-Aktive ein einstelliges Ergebnis. Selina Egle/Lara Kipp wiederum sind Sieganwärterinnen im Frauen-Doppel.
ÖRV-Cheftrainer Christian Eigentler erwartet knappe Entscheidungen. "Die bisherige Saison hat gezeigt, dass es an der Spitze brutal eng hergeht. Wenn tausendstel Sekunden entscheiden, muss immer alles passen, es spielen so viele Faktoren mit, zumal es eine Freiluftsportart ist, das macht es gleichermaßen herausfordernd und ungemein interessant." Den Triumph vom vergangenen Jahr wiederholen zu wollen, "wäre als Zielvorgabe zu viel des Guten", betonte Eigentler.
Es sind die insgesamt 55. Europameisterschaften, aber erst die dritten in Igls. 1951 gingen bei nur vier teilnehmenden Ländern die Medaillen in allen drei Bewerben (jeweils Einer und Männer-Doppelsitzer) an Rot-weiß-rot, 1990 gab es in vier Konkurrenzen (plus Team) bloß Silber für Markus Prock.
Loch: "Wäre toll, wenn wir Österreichern mal richtig vor den Karren fahren"
Der ist nun ÖRV-Präsident, dessen damaliger Hauptrivale Georg Hackl im ÖRV seit vergangener Saison für die Entwicklung im Material- und Technikbereich hauptzuständig. Der wettkampfmäßige Einstieg des Bayern bei den Österreichern war mit den historischen acht Siegen triumphal gewesen.
Und Hackl bezeichnet Igls auch schon längst als seine Heimbahn, die Vorbereitung auf die auch als Weltcup gefahrene EM sei gut absolviert worden. "Die Sportler kennen die Bahn gut und versuchen, den Heimvorteil zu nutzen. Bei meinem Debüt im letzten Jahr ist uns das eindrucksvoll gelungen. Auch diesmal ist alles möglich", sagte der 57-Jährige dreifache Olympiasieger (1992, 2994, 1998).
Hackls Vertrag läuft bis 2026, danach will er kürzertreten. "Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich in anderer Form Aufgaben übernehme." Der ÖRV habe schon Interesse signalisiert.
Die Deutschen müssen also wohl auch auf längere Sicht in Igls ohne Hackl zurückschlagen, Felix Loch würde das gerne schon dieses Wochenende machen. "Der Stachel sitzt noch immer tief,", meinte der ebenfalls dreifache Olympiasieger. "Es wäre toll, wenn wir den Österreichern mal richtig vor den Karren fahren."
Langenhan: "Letztes Jahr Tracht Prügel bekommen"
Im Männer-Einsitzer liegt die Hoffnung der Deutschen aber weniger bei Loch, sondern bei Seriensieger Max Langenhan. Der hat bei der Sigulda-EM zu gewinnen begonnen und bisher noch nicht aufgehört. Zehn Erfolge en suite schrieb der Weltcup-Leader seither an.
"Meinen EM-Titel zu verteidigen, wird sehr schwer", erklärte Langenhan. "Letztes Jahr haben wir Deutsche in Innsbruck eine Tracht Prügel bekommen. Ich hoffe, es fällt nicht wieder so hart aus. Die Österreicher haben gute Jungs und uns dort schon oft die Grenzen aufgezeigt. Ich weiß nicht, wo, aber die Österreicher finden trotzdem jedes Jahr aufs Neue eine Abkürzung, sodass es schwer wird."
Deutschlands Chefcoach Norbert Loch ist sich bewusst, dass es "in die Höhle des Löwen geht. Aber ich betone immer wieder: Wenn ich zweimal gerade ins Ziel fahre, bin ich vorne mit dabei."