Seit vergangenem April stand bei Österreichs Olympiarodlern das Athletik- und Spezifiktraining fast durchgehend im Vordergrund, nun steigen die Schützlinge von Cheftrainer und Sportdirektor Rene Friedl mit dem Eistraining in die finale Phase der Saisonvorbereitung ein.
Vor dem Weltcupauftakt Ende November (28.11-29.11) in Innsbruck-Igls wird im Rahmen von internationalen Trainingswochen in Sigulda, Altenberg, am Königssee, sowie auf der Tiroler Heimbahn Fahrt aufgenommen und an den letzten Schrauben gedreht.
Nachdem das gesamte Team - Athleten wie Betreuer - am Montag negativ auf Covid-19 getestet wurde, erfolgte in der Nacht auf Dienstag die Abreise nach Lettland. Nach der Ankunft in Sigulda erfolgt ein weiter Covid-19-Test, bevor dann am Donnerstag (8.10) das erste Eistraining steigt.
Zwei Sorgenkinder im Team
Madeleine Egle muss aufgrund ihrer Anfang August erlittenen Schulterverletzung (Einriss der Subscapularissehne, Knorpelschadens, gerissenes Lippenband) weiterhin auf das Start- und Athletiktraining verzichten.
Es gibt aber bereits erste Fortschritte nach ihrer Verletzung: "Die Therapie greift, das ist absolut positiv, auch wenn sich aktuell nicht sagen lässt, wann ich die Schulter wieder voll belasten kann. Ein Trainingslager in Lettland ist in Zeiten wie diesen nicht selbstverständlich, umso mehr freue ich mich auf den Tapetenwechsel."
"Für mich steht bis auf Weiteres der rodlerische Aspekt im Vordergrund, die Chance auf Zug zu kommen und hinsichtlich Materialabstimmung Sicherheit zu gewinnen gilt es bestmöglich zu nützen", betont die junge Tirolerin.
Auch Reinhard Egger ist nicht sorgenfrei vor dem Start der Trainingswochen. Der Vize-Weltmeister von 2019 ist aufgrund anhaltender Rückenprobleme besonders am Start eingeschränkt.
"Ich habe seit der vergangenen Saison mit groben Rückenproblemen zu kämpfen, die Bandscheibe im untersten Wirbelsäulenabschnitt hat sich mittlerweile abgebaut, was zu einer Blockbildung führt."
"Die Chancen stehen gut, dass nach der vollständigen Verschmelzung der Wirbelkörper ein schmerzfreies Starten wieder möglich sein wird, bis dahin bin ich beim Zurückschieben des Schlittens und dem Zusammenklappen des Körpers am Start eingeschränkt."
Neues Doppelsitzer-Duo geht an den Start
Neben den Duos Steu/Koller und Frauscher/Müller, wird mit Juri Gatt und Riccardo Schöpf (beide 19 Jahre alt) erstmals wieder ein dritter ÖRV-Doppelsitzer mit von der Partie sein. Für das junge Duo sind Starts bis zur Weihnachtspause im Weltcup der allgemeinen Klasse geplant, danach sollen sie bei der Junioren-WM in Winterberg voll angreifen.
Die Teilnahme der beiden Tiroler ist auch beim Weltcupfinale in China, gleichzeitig die Generalprobe für Olympia 2022, vorgesehen.
Gleirscher testet Olympiabahn
Die Homologierung des National Sliding Center Yanqing, Austragungsort der Schlittensport-Wettbewerbe bei den Olympischen Winterspielen in Peking, findet vom 26. Oktober bis zum 1. November 2020 statt. Der Termin war ursprünglich im März geplant, musste aber aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus abgesagt werden.
Aufgrund der aktuellen Beschränkungen werden an dem Testlauf lediglich acht Athleten (2 Doppelsitzer, je zwei Einsitzer Damen/Herren) teilnehmen. David Gleirscher ist einer davon, der Olympiasieger fällt aufgrund der Chinareise für die Trainingskurse in Altenberg und Königssee aus.
Hier findest du weitere Pressestimmen des ÖRV-Teams:
Rene Friedl (ÖRV-Cheftrainer & Sportdirektor):
„Wir sind bemüht trotz Einschränkungen und der Planungsunsicherheit bestmöglich für alle Szenarien gerüstet zu sein – das betrifft die laufende Vorbereitung ebenso, wie die bevorstehende Saison. Nach aktuellem Stand wird das Weltcupaufgebot 2020/21 bei den Herren auf vier Schlitten beschränkt.
Es kann sein, dass die Überseenationen nicht nach Europa reisen, damit würden weitere Startplätze frei werden. Derzeit gehen wir bei unseren Herren von einer internen Ausscheidung aus.
Eine entsprechende Trainingsleistung vorausgesetzt, haben die Medaillengewinner der letzten Weltmeisterschaft, Jonas Müller, David Gleirscher und Wolfgang Kindl ihr Ticket für den Weltcup sicher, Nico Gleirscher und Reinhard Egger fahren um den vierten Startplatz.“
Jonas Müller (Silber-Medaillengewinner 2020 in Sotschi):
„Ich freue mich extrem auf die Fahrt. Wenn ich mir vorstelle, welche Stars mit diesem Bus (Anm. d. Red. es wurde ein doppelstöckiger Tourbus angemietet, der hauptsächlich für Pop- und Rockgruppen auf deren Europa-Touren eingesetzt wird) schon unterwegs waren, gleich noch viel mehr. ACDC mit Angus Young zum Beispiel, wie geil ist das!
Und natürlich ist auch die Vorfreude auf das Bahntraining riesig, aber ich werde es bewusst langsam angehen. Ich brauche meine Zeit, um ins Rodeln zu kommen, Sigulda ist eine technisch sehr schwierige Bahn, da mache mir an den ersten Tagen sicherlich keinen Stress.“
Tobias Schiegl (ÖRV-Technikchef):
„Wir haben uns in den vergangenen Jahren am Materialsektor sehr gut weiterentwickelt, verfügen über schnelle Schlitten und sind definitiv konkurrenzfähig. Aber es ging und geht immer darum ein weiteres Schäuferl nachzulegen, deshalb haben wir über den Sommer neue Schalen gebaut, die nun eingefahren und angepasst werden.
Zudem testen wir anhand einiger Prototypen eine neue Schienengeometrie.“