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Wöber vs. Pavlovic - Beinhartes Duell in Salzburg

Der Salzburger Vizekapitän musste gegen Dinamo Zagreb zunächst auf der Bank bleiben und kam erst spät in die Partie. Sommerneuzugang Pavlovic bekam den Vorzug.

Wöber vs. Pavlovic - Beinhartes Duell in Salzburg Foto: © GEPA

Als "eine der härtesten Entscheidungen, die ich jemals in meiner bisherigen Trainerkarriere treffen musste", bezeichnete Matthias Jaissle vor dem Champions-League-Spiel seines FC Salzburg gegen Dinamo Zagreb bei "Sky" jene Entscheidung, den völlig fitten Max Wöber zunächst auf der Ersatzbank zu lassen.

Der Vize-Kapitän der "Bullen" hat in seinem mittlerweile vierten Jahr in der Mozartstadt einen extrem hohen Stand im Verein und "committete" sich erst im Mai dieses Jahres mit einer überraschenden vorzeitigen Vertragsverlängerung zu den Salzburgern.

Dennoch musste der ÖFB-Teamspieler beim Spiel gegen Dinamo Zagreb Sommer-Neuzugang Strahinja Pavlovic den Vorzug links in der Innenverteidigung lassen.

Jaissle: "Nicht selbstverständlich, wie er damit umgeht"

Nach dem Spiel bezieht Jaissle zur Entscheidung zuungunsten des Wieners Stellung: "Ich habe bereits erwähnt, wie wichtig Max war, ist und bleibt. Er hat es natürlich erstmal schlucken müssen, es war auch für mich eine absolut schwere Entscheidung. Aber er hat es sehr, sehr gut aufgenommen, so wie ich mir das auch gewünscht habe. Er ist als Vizekapitän mein verlängerter Arm."

Kurz vor Ende wurde Wöber doch noch für den angeschlagenen Ulmer eingewechselt und erbte prompt die Salzburger Kapitänsschleife. Als Linksverteidiger half er tatkräftig mit, den knappen 1:0-Sieg über die Kroaten nachhause zu verteidigen. Nicht nur deshalb gibt es auf der Pressekonferenz nach der Partie Extra-Lob von Jaissle:

"Von mir gibt es großes Lob an ihn, weil das nicht selbstverständlich ist, wie er die Situation gemeistert und uns in der Kabine und von der Seitenlinie gepusht hat. Nach seiner Einwechslung hat er seinen Job zudem sehr gut gemacht."

Pavlovic kam, sah und überzeugte

Dass Wöber in dieser Saison nicht mehr so unumstritten wie noch in den letzten Jahren sein wird, stand schon im Sommer fest, als Salzburg acht Millionen Euro für Pavlovic hinblätterte. Dem 21-jährigen Serben von der AS Monaco sollte allerdings zunächst Zeit gegeben werden, sich im durchaus komplexen Mozartstädter System zurechtzufinden.

Dieses Unterfangen meisterte der knallharte Abwehrhüne aber schneller als gedacht; schon im ersten Saisonspiel im ÖFB-Cup stand er nach starken Vorbereitungsleistungen in der Startelf. Zunächst wurde deshalb mit der Variante Wöber als Linksverteidiger herumexperimentiert, was allerdings aus verschiedenen Gründen nicht funktionierte:

Zum einen lässt sich ein Andreas Ulmer nach über 13 Jahren nicht so einfach als Stammspieler verdrängen - stattdessen läuft der bald 37-Jährige aktuell zur Form seines Lebens auf -, zum anderen lieferte Wöber linksaußen nicht die erhofften Leistungen ab.

Salzburg Luxusproblem in der Innenverteidigung löste sich im September noch von selbst, als Wöber für einige Spiele - unter anderem für die beiden in der "Königsklasse" gegen AC Milan und Chelsea - mit Leistenproblemen ausfiel. Pavlovic lieferte gegen die beiden Giganten des Weltfußballs indes Top-Leistungen ab, weshalb Jaissle am vergangenen Mittwoch zu dieser harten Entscheidung gezwungen wurde.

Pavlovic: "Nicht einfach, hier in der Startelf zu stehen"

Doch wie sieht Pavlovic selbst dieses interne Duell mit Wöber? "Die Entscheidung liegt immer beim Trainer. Ich werde immer hier sein und 100 Prozent geben, das ist das Einzige, was ich dazu sagen kann. Wer spielen wird, werden wir sehen. Am Wichtigsten ist, weiter zu gewinnen und so gut wie möglich zu sein", so der Linksfuß gegenüber LAOLA1.

Er fährt fort: "Es gibt viele Qualitätsspieler hier auf meiner Position, also ist es nicht einfach, in der Startelf zu stehen. Du musst jedes Training Gas geben. Das ist das Wichtigste hier, weil wir als Team gemeinsam wachsen."

Damit spricht der Serbe die enorme Qualitätsdichte in der zentralen Abwehr der Mozartstädter an: Oumar Solet ist, wenn fit, rechts in der Innenverteidigung gesetzt. Dahinter gibt es noch einen Bernardo, der in dieser Saison auch schon starke Leistungen abrief, sowie Kamil Piatkowski, der im Vorsommer um fünf Millionen Euro aus Polen geholt wurde, momentan aber überhaupt keine Rolle spielt, und zusätzlich noch Salzburgs Youth-League-Kapitän Samson Baidoo.

Die Einsatzminuten aller Salzburger Innenverteidiger in dieser Saison in der Übersicht:


Spieler Einsatzminuten 2022/23 Startelfeinsätze 2022/23
Oumar Solet 914 11
Max Wöber 877 10
Strahinja Pavlovic 858 10
Bernardo 571 5
Samson Baidoo 5 0
Kamil Piatkowski 0 0

Dinamo-Stürmer der Grund für Pavlovics Startelfnominierung?

Ein Grund für Jaissles Entscheidung pro Pavlovic und contra Wöber am Mittwoch könnte auch Bruno Petkovic gewesen sein. Der Dinamo-Stürmer gilt als einer der unangenehmsten Kopfballspieler Europas; da war es fast logisch, dass der 1,94 Meter große, enorm kopfballstarke Pavlovic zum Einsatz kam.

"Vielleicht war das der Grund, ich bin mir nicht sicher. Er ist ein starker Stürmer, du musst in jedem Duell mit ihm 100 Prozent geben. Er ist nicht nur körperlich sehr stark, sondern auch ziemlich smart", so der 21-Jährige nach dem Spiel, in dem er Petkovic tatsächlich komplett abmontierte.

Sollte tatsächlich Petkovic der Grund für Pavlovics Startelfnominierung gewesen sein, erwartet Jaissle kommenden Dienstag beim Rückspiel in Zagreb die nächste schwierige Entscheidung. Spielt Pavlovic auf diesem Niveau weiter, wird er sich aber sowieso nicht mehr aus der Startelf verdrängen lassen - egal, wie sein interner Konkurrent heißt.

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