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Frauen-Fußball: England setzt neue Maßstäbe

EM-Gastgeberland England setzt neue Maßstäbe im Frauen-Fußball und gilt als Vorreiter:

Frauen-Fußball: England setzt neue Maßstäbe Foto: © getty

Mehrere Zuschauerrekorde, höhere Spielqualität und gewachsene mediale Aufmerksamkeit: Die Frauen-Fußball-EM in England setzt in mehreren Bereichen neue Maßstäbe.

Der englische Verband hat als Ausrichter einen großen Anteil daran und unterstreicht damit die eigenen Bemühungen, den Frauenfußball im eigenen Land auf eine noch höhere Ebene zu bringen.

Dafür wurde in der jüngeren Vergangenheit auch in der Women's Super League sehr viel Geld investiert.

Professioneller Aufbau und moderne Infrastruktur

Den Ton geben mit Meister Chelsea und Arsenal zwei Männer-Topteams an, auch die Manchester-Großklubs City und United sowie Tottenham spielen vorne mittlerweile eine gute Rolle. "Arsenal gegen Chelsea, das hat einen Namen, auch eine Wucht im Fernsehen", betonte ÖFB-Torfrau Manuela Zinsberger.

Das konnte auch Viktoria Schnaderbeck, die im Frühjahr von Arsenal an Tottenham ausgeliehen war, nur unterstreichen: "England ist sicher Vorreiter, da ist am meisten in kurzer Zeit passiert. Die Liga wurde professionalisiert, es gibt attraktive Gegner, Stadien, Infrastrukturen und natürlich spielt auch das Geld eine entscheidende Rolle."

Topduelle sorgen für Aufsehen

Immer mehr kommt es zu der Möglichkeit, dass Toppartien auch in den großen Männer-Arenen ausgetragen werden, wie das etwa bei Arsenals Gastspiel bei Tottenham vor fast 40.000 Zuschauern war. "Das ist schon eine Präsenz, die sich natürlich positiv auswirkt", betonte Zinsberger.

Zudem könne man sich auf dem FA Player aus jedem Land die Spiele kostenlos anschauen, dank des Einstiegs von Sky Sports und der BBC gebe es deutlich mehr Live-Spiele als früher.

In Deutschland ist noch Luft nach oben

"Da kann sich der deutsche Verband noch einiges vom englischen abschauen", betonte Zinsberger. Aus sportlicher Sicht müsse sich die deutsche Liga aber nicht verstecken. "Die Qualität ist hoch, das darf man nicht unterschätzen", sagte die 26-Jährige, die früher bei den Bayern das Tor gehütet hat und nun ein starker Rückhalt bei Arsenal ist.

Laut Schnaderbeck sind Deutschland und England in Europa noch immer die "dichtesten" Ligen. Laura Wienroither hat in der jüngeren Vergangenheit in beiden Ländern gespielt, kann daher am besten einen Vergleich wagen. "Ich will nicht unbedingt beurteilen, ob die Liga besser ist, aber sie ist professioneller", sagte die Rechtsverteidigerin.

In Deutschland habe Taktik eine große Rolle gespielt, in England sei die Qualität individueller Spielerinnen in jedem Fall viel höher. "Dementsprechend ist es so, dass du selber Lösungen finden musst und deine Kreativität einfach einbringen kannst. Das ist für mich der größte Unterschied."

Englische Fans sind dem Frauen-Fußball offener

Doch nicht nur den hat die in London lebende Oberösterreicherin ausgemacht. "Es ist einfach schon so, dass die Gesellschaft in England für den Frauenfußball einfach viel offener ist. Es wird kein großer Unterschied gemacht zwischen Männern und Frauen, sondern wenn ich den Verein unterstützte, dann unterstütze ich ihn, egal ob es die Männer- oder Frauenmannschaft ist", so Wienroither.

Für sie hat sich der Winter-Transfer von Hoffenheim zu Arsenal trotz deutlich größerem Konkurrenzkampf ausgezahlt. "Ich habe persönlich noch einmal einen Riesen-Schritt nach vorne gemacht", betonte die Abwehrspielerin.

Zuerst zum Nachbarn, dann auf die Insel

Jungen Spielerinnen rät sie allerdings, zuerst den Weg nach Deutschland zu suchen. "Es ist ein bisschen einfacher weil Deutsch gesprochen wird. Für viele ist es auch ein Vorteil, nicht ganz weit weg von Österreich zu sein, die meisten Vereine sind gut mit dem Auto zu erreichen, das macht es am Anfang schon leichter", sagte Wienroither.

Die deutschen Bundesligisten würden eine "sehr gute Anlaufstelle" darstellen, wenn man die ÖFB-Frauen-Akademie abgeschlossen hat. "Für mich persönlich war es ein sehr guter Schritt", betonte die 23-Jährige.

Zinsbergers Hoffnungen auf Professionalisierung

"Da kann sich der deutsche Verband noch einiges vom englischen abschauen"

Manuela Zinsberger

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