news

Cyprien Sarrazin: Die imposante Verwandlung des Hasardeurs

Cyprien Sarrazin entwickelte sich binnen eines Jahres vom glücklosen Riesentorläufer zum Siegfahrer in den Speed-Disziplinen. So gelang die Wandlung:

Cyprien Sarrazin: Die imposante Verwandlung des Hasardeurs Foto: © GEPA

Er hat Marco Odermatt geschlagen. Das können in letzter Zeit nicht viele Konkurrenten des Schweizers behaupten.

Cyprien Sarrazin ist DER Aufsteiger dieser Saison.

Der Franzose hatte bis vor diesem Winter zwei Top-fünf-Plätze in seiner Vita stehen. 2016 gewann er ein Parallel-Event in Alta Badia, 2019 wurde er ebendort im Riesentorlauf Zweiter.

Jetzt mischt Sarrazin die Speed-Welt auf.

Nach zwei vierten Plätzen bei den ersten Saison-Rennen in Gröden gelang dem 29-Jährigen in der Abfahrt in Bormio in seiner erst zehnten Weltcup-Abfahrt sein erster Weltcup-Sieg auf langen Latten.

"Drei Tage davor habe ich mir gesagt, du kannst das gewinnen, es ist der richtige Platz", erzählt Sarrazin. Erst zwölf Monate davor ist er in Beaver Creek seine erste Abfahrt auf Weltcup-Niveau gefahren.

Seit der Vorwoche, als er in Wengen im Super-G triumphierte, darf er sich Lauberhorn-Sieger nennen. In den beiden Abfahrten belegte er jeweils Platz zwei hinter Odermatt.

Sarrazins bemerkenswerte Verwandlung

"Alle, die genau hinschauen, wissen schon lange, dass er blitzschnell fahren kann. Er konnte es aber nicht immer zeigen, musste sich immer wieder herankämpfen. Jetzt scheint er das Gleichgewicht zwischen Angriff und Stabilität gefunden zu haben. Das Potenzial, das er jetzt abruft, hat er schon länger, aber er hat es nie richtig bis ins Ziel gebracht", erklärt Didier Cuche im Gespräch mit LAOLA1.

Sarrazin hat eine bemerkenswerte Verwandlung hinter sich.

"Ich habe zu viel Risiko genommen, ich bin fast überall gecrasht. Das war nicht wirklich ich."

Sarrazin über seine Anfänge in der Abfahrt

Die 2016 gestarteten Bemühungen im Riesentorlauf fruchteten in nur drei Top-Ten-Plätzen im Weltcup. In der abgelaufenen Saison sammelte er nur ein Mal als 25. ein paar Weltcup-Pünktchen.

Der Moment war gekommen, um etwas Neues zu probieren. Sarrazin begab sich ins Speed-Metier.

"Ich habe mit meinen Trainern geredet und wir haben gesagt, lasst es uns versuchen", erzählt Sarrazin, der erst im Vorfeld der vergangenen Saison mit dem Training in den schnellen Disziplinen begonnen hat.

In der Anfangszeit wurde er auf den Abfahrtspisten ordentlich durchgerüttelt. "Ich habe zu viel Risiko genommen, ich bin fast überall gecrasht. Das war nicht wirklich ich, ich habe an etwas anderes gedacht."

Dieses Jahr habe er das nötige Selbstvertrauen und den Fokus: "Ich bin ich selbst, genieße jeden Moment. Es ist verrückt, wie schnell das alles gegangen ist."

"Nun bist du ein echter Abfahrer..."

Sarrazin hat sich binnen kurzer Zeit zu einem der aktuell besten Speed-Fahrer gemausert. Von der Konkurrenz wurde er bereits in den erlauchten Kreis der "echten Abfahrer" aufgenommen.

"Dominik (Paris) hat in Wengen zu mir gesagt, nun bist du ein echter Abfahrer. Und wenn Domme das sagt ...", erzählt der Franzose lachend.

So ruhig und besonnen Sarrazin abseits der Piste agiert, so auffallend ist seine teilweise wilde Fahrweise. Bei seinem Super-G-Sieg in Wengen legte der 29-Jährige einen "Höllenritt" hin, wie es ein TV-Kommentator formulierte. Der Franzose kam in der Einfahrt zum Kernen-S sogar mit einem Ski an den Fangzaun.

Nicht umsonst wird er oft als Hasardeur betitelt.

"Vielleicht nehme ich viel Risiko bei der Linie, die ich fahre, aber es ist nicht unkontrolliert. Ich habe ein gutes Gefühl mit der Geschwindigkeit", erklärt Sarrazin, der auch gern auf dem Mountainbike bergabwärts unterwegs ist. Das sei ihm auf Skiern auch eine Hilfe. "Deshalb lerne ich in der Abfahrt schnell."

Sarrazin ist auch in Sachen Party vorne dabei

Und deshalb zählt der Franzose auch zu den heißen Favoriten in Kitzbühel. Er wolle aber demütig bleiben, betont Sarrazin trotz seines rasanten Aufstiegs.

Bei seinem Streif-Debüt vor einem Jahr überraschte er mit Platz zehn in der ersten Abfahrt, in der zweiten schied er aus.

Im Fall der Fälle, dass er am Wochenende eine der beiden Abfahrten in Kitzbühel gewinnen sollte, würde sich Sarrazin, wie viele Streif-Sieger vor ihm, nicht vor einer ausgelassenen Feier drücken.

"Nach dem Sieg in Wengen haben wir gefeiert, es war eine verrückte Nacht nach einem verrückten Rennen", verrät Sarrazin.

Der letzte französische Gewinner in einer Kitzbühel-Abfahrt war übrigens Luc Alphand 1997.

LAOLA1-Ranking: Die besten Abfahrer aller Zeiten

Alle jagen die Goldene Gams! Streif-Abfahrtssieger 1998-2023

Kommentare